SAP optimiert, die KI revolutioniert


KI ist der Gutenberg-Moment
Auf der Veranstaltung VivaTech in Paris wurde die anstehende KI-Revolution mit einem Gutenberg-Moment gleichgesetzt. KI ist demnach ein Ereignis, das eine Zeitwende darstellt. Der Buchdruck von Johannes Gutenberg war keine Optimierung eines vorhandenen Verfahrens oder einer bekannten Technik, sondern eine gesellschaftliche Wissens- und Bildungsrevolution. Mit dem Buchdruck konnte Wissen auf ganz neue Art weitergegeben werden. Es war eine Demokratisierung des einstigen Herrschaftswissens.
Das Sprichwort „Wissen ist Macht“ stammt ursprünglich von Francis Bacon, einem englischen Philosophen, der im 16. und 17. Jahrhundert lebte. Mit dem Gutenberg-Moment wurde das Wissen allgemein zugänglich. Ab diesem Moment war Wissen kein Herrschaftsinstrument mehr, sondern konnte sich emanzipieren. KI in Form von Large-Language-Modellen (LLM) wird eine ähnliche Demokratisierung auslösen, dieses Momentum war in Paris auf der Viva Technology zu spüren.
Klassische KI ist nachhaltige Optimierung
SAP experimentiert seit vielen Jahren mit klassischen Algorithmen aus dem Bereich Optimierung, Simulation, Statistik und KI. Hierbei wurden viele IT-Werkzeuge entwickelt, die zur Optimierung von Geschäftsprozessen beitragen. Es fehlt jedoch ein ganzheitlicher Ansatz, der einen Gutenberg-Moment auslöst. Bei SAP wird KI zur Optimierung bestehender Prozesse verwendet. Daraus entstehen wieder neue Anforderungen und Ideen und somit entwickelt sich KI bei SAP evolutionär weiter. KI bei SAP ist nachhaltig, weil aus Existierendem wieder Neues entsteht – und so weiter.
Was in Paris auf VivaTech zu erleben war, war nicht nachhaltig, weil es keine evolutionäre Entwicklung der vergangenen Jahre fortsetzte. Es war revolutionär, weil es keine Rücksicht auf traditionelle Informatik nahm. Es ging nicht um Optimierung, sondern um Innovation.
SAP ist konservativ und nicht mehr innovativ
Eine Revolution löste SAP mit der Datenbank Hana aus: Die Idee, eine komplette ERP-Datenbank im Hauptspeicher eines Computers vorzuhalten, war für die damalige Zeit gänzlich neu. Es gab bereits SAP APO, wo das Prinzip einer In-memory-Computing-Datenbank schon erprobt wurde, aber niemand traute sich, eine Datenbank für ein ganzes ERP-System im Hauptspeicher eines Servers zu verankern.
Seit der Hana-Revolution arbeitet SAP konservativ. Experimentieren ist nicht angesagt und innovativ sind andere IT-Unternehmen. SAP geht mit Cloud und KI nur noch die gesicherten Pfade des Mainstreams. Im Bereich KI geht SAP mannigfaltige Kooperationen ein und übernimmt die Innovationen von anderen IT-Unternehmen. Eine Führungsrolle wie einst mit Client/Server-Computing und dann mit In-memory-Computing ist bei SAP aktuell nicht zu erkennen. Seit vielen Jahren fehlt bei SAP der Gutenberg-Moment.
Selbst Ex-SAP-CEO und aktueller Siemens-Aufsichtsratsvorsitzender Jim Hagemann Snabe berichtete in Paris begeistert und enthusiastisch von den Möglichkeiten einer KI. VivaTech war ein Fest der KI-Ideen. Es war ein Experimentierfeld und ein Gutenberg-Moment. Die Verwendung von KI von Kosmetik (L’Oréal) bis Formel 1 (McLaren) ist wahrscheinlich vergleichbar mit der Erfindung des Buchdrucks. Das Thema ist nicht Optimierung, sondern Revolution – kann hier SAP noch mithalten?